Warum Veränderung kein Projekt mehr ist
Energiewende, Digitalisierung, Fachkräftemangel – alles Themen, die längst nicht mehr „neu“ sind. Aber der Unterschied ist: Sie laufen jetzt gleichzeitig. Und genau das verändert die Spielregeln für Stadtwerke.
Das World Economic Forum hat in seiner Studie Future of Jobs 2025 klar gezeigt: Die wichtigsten Kompetenzen bis 2030 sind analytisches Denken, Technologieverständnis, Kreativität, Empathie und Resilienz.
Auf den ersten Blick ist das überraschend deutlich – und gleichzeitig doch irgendwie naheliegend. Denn natürlich verändert Technologie unsere Arbeit, aber eben nicht allein. Es sind die Menschen, die daraus Sinn, Richtung und Wirkung machen. Und genau darin liegt auch die Herausforderung: sich nicht von Schlagzeilen oder Zukunftsprognosen verrückt machen zu lassen, sondern mit klarem Kopf und offenen Augen durch den Wandel zu gehen.
Kurz gesagt:
Wer Technologie versteht, Menschen entwickelt und Systeme denkt – wird die Zukunft der Stadtwerke prägen.
Zukunftskompetenzen für Stadtwerke 2030
Stadtwerke 2030 sind mehr als Versorger. Sie sind Energiedienstleister, Datenmanager und Innovationsplattformen. Dafür braucht es neue Fähigkeiten – bei Führungskräften, Fachbereichen und Teams.
| Zukunftsskill | Bedeutung für Stadtwerke |
| Analytisches und systemisches Denken | Regularien, Markt-Design, Wettbewerb – alles hängt zusammen. Entscheidungen müssen datenbasiert getroffen werden. Prozesse neu ausrichten – automatisieren. |
| Technologieverständnis & KI-Kompetenz | Unterschiedliche Skill-Sets bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen zusammenfließen. Jeder sollte wissen, wo Technologien (Automatisierung, KI, NoCode, …) helfen und nutzenstiftend eingesetzt werden können. |
| Kreativität & Problemlösung | Neue Geschäftsfelder denken (Energie-Communities, Quartierslösungen, E-Mobilität) ist soweit nichts Neues. Jetzt müssen Technologien zielgerichtet und schneller zum Einsatz kommen, um auch die klassische Prozesswelt zu renovieren. |
| Empathie & aktives Zuhören | Empathie ist hier auch als Fähigkeit zu verstehen, systemisch zuzuhören – also nicht nur einzelnen Menschen, sondern auch Organisationen, Stimmungen, Widerständen. Das braucht Bewusstsein und Struktur – nicht Intuition allein. |
| Resilienz & Selbstführung | Wandel ist nun Dauerzustand. Das verändert vieles! Belastbarkeit und Sinnorientierung werden zur Basis. Es wird für nicht wenige eine riesige Herausforderung, den ständigen Anpassungsdruck mit einer gewissen Leichtigkeit zu nehmen. |
| Führung & sozialen Einfluss | Führungskräfte werden Enabler. Sie schaffen Orientierung und Vertrauen. Sie müssen mit dafür Sorge tragen, dass aus einer Belastungs-Erzählung eine Positiv-Erzählung wird. Damit sind sie auch eine wichtige Säule für Resilienz. |
Führung neu gedacht – vom Entscheider zum Enabler
In den Stadtwerken der Zukunft ändert sich, wie geführt wird. Weg vom „Ansagen machen“, hin zu „Rahmen schaffen“. Das hört sich jetzt erstmal nicht so neu an. Die wenigsten Stadtwerke-Führungskräfte werden sich in der Kategorie „Ansagen machen“ einreihen.
In Zeiten, in den sehr viel im Flow ist, ändern sich Führung sehr massiv. „Rahmen schaffen“ wird richtig anspruchsvoll. Es erfordert von Führungskräften auch ein neues Verständnis und eine neue Offenheit gegenüber Technologien und deren Einsatzmöglichkeiten. Führungskräfte, die neue Technologie wirklich enablen, profitieren von höherer Motivation, schnelleren Entscheidungen und mehr Innovationskraft in ihrer Organisation.
Lernen als Dauerzustand
Der technologische Wandel und die mit diesem einhergehenden neuen Möglichkeiten erfordern auch eine besondere Lernbereitschaft. Wobei sich die Form des Lernens auch stark verändert. Lernen oder Weiterbildung im Status quo bedeutet häufig der Besuch von Schulungen – mit der Idee, dass die Transformation in die Praxis dann schon gelingt. Die erforderliche Geschwindigkeit, in der heute neue Technologie verstanden und in die Praxis überführt werden muss, ist mit klassischen – eher „konsumorientierter“ Lernformaten schwierig zu stemmen. Zukünftig wird aus meiner Sicht viel stärker erwartet, dass alle Stakeholder in einer Organisation selbst in der Lage sind, sich aus einem sehr breiten Angebot an praxisnahen Lernformaten die Sachen herauszusuchen, die am besten konsumiert und am schnellsten in die Praxis umgesetzt werden können.
Die Zukunft der Stadtwerke steht und fällt auch mit Lernkultur. Fachkräftemangel lässt sich nicht durch Recruiting allein lösen – nur durch Entwicklung.
Was könnte funktionieren?
- Micro-Learning statt Tagesschulung.
- Lernzeit und Lernbudgets als Teil der Arbeitszeit.
- Zukunftslabore für KI, Energieeffizienz, neue Geschäftsmodelle.
- Peer-Coaching & interne Lern-Communities.
Führungskräfte müssen das Thema Lernen aktiv fördern. Denn wer heute lernt, sichert morgen Versorgung, Innovation und Attraktivität als Arbeitgeber.
Digitalisierung & KI verstehen – ohne ITler zu sein
Digitalisierung ist längst kein IT-Projekt mehr. Sie ist Führungsaufgabe, Strategiefrage – und ein kultureller Wandel, der weit über Technik hinausgeht. Denn wer heute digital denkt, gestaltet nicht nur neue Prozesse, sondern neue Formen der Zusammenarbeit, Verantwortung und Führung.
Digitalisierung entscheidet längst nicht mehr ob, sondern wie. Und genau das macht sie zu einem der spannendsten, aber auch anspruchsvollsten Themen für Stadtwerke.
Worauf es jetzt ankommt:
Künstliche Intelligenz als Werkzeug begreifen – nicht als Risiko
KI ersetzt keine Menschen, sie erweitert Möglichkeiten. Entscheidend ist, wie Führungskräfte diese Technologien verstehen, einordnen und nutzbar machen.
Schnell ins Doing kommen
Transformation entsteht nicht auf dem Whiteboard, sondern im Tun. Wer wartet, bis alle Rahmenbedingungen perfekt sind, kommt nie aus der Konzeptphase. Der Fortschritt beginnt mit dem ersten, mutigen Schritt.
Eine klare Datenstrategie aufbauen
Governance, Ethik und Transparenz sind keine Nebensätze, sondern die Basis für Vertrauen – intern wie extern. Nur wer weiß, welche Daten welchen Zweck erfüllen, kann daraus echten Mehrwert schaffen. Wenn sie oder er weiß, worüber gesprochen wird (siehe „schnell ins Doing kommen“ als elementaren Vorgänger!).
IT und OT enger verzahnen
Gerade bei Stadtwerken spielt die Operational Technology eine wichtige Rolle – hier bewegen wir uns auf der technischen Betriebsebene: also die Systeme, Sensoren und Maschinen, die physische Prozesse steuern, also z.B. in den Strom-, Gas- und Wassernetzen. Die Grenzen zwischen digitaler Steuerung und operativem Betrieb verschwimmen. Wenn Stadtwerke diese Systeme zusammenbringen, entsteht aus Technik ein echtes zukunftsfähiges Betriebssystem.
Prozesse automatisieren – um Zeit zu gewinnen
Prozessautomatisierung – ob mit oder ohne KI-Beimischung – ersetzt keine Menschen, sondern schafft für sie eher neue Freiräume: für Kundennähe, Innovation und Kreativität.
Die Stadtwerke, die heute Technologie strategisch denken, werden morgen nicht abhängig sein von externen Dienstleistern oder kurzfristigen Trends. Sie gestalten selbst – aus eigener Kompetenz, mit klarer Haltung und einem Verständnis dafür,
dass Digitalisierung kein Selbstzweck ist, sondern ein Werkzeug für mehr Lebensqualität, Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit für das Stadtwerk 2030.
Kulturwandel – ohne Plakate
Kulturwandel ist kein Imageprojekt. Er beginnt, wenn Teams offen sprechen, Fehler teilen und Neues ausprobieren. Jedes für sich genommen ist schon ein dickes Brett, aber mit ein paar Ansätzen kriegt man es doch gebohrt:
- „Innovation Sprints“ und bereichsübergreifende Workshops
- „Lunch & Learn“-Formate für Wissensaustausch
- Hybride Arbeitsmodelle, die Vertrauen statt Kontrolle fördern
- Führungskräfte, die zuhören, und wirklich verstehen wollen
Das klingt banal, ist aber der Unterschied zwischen „Change-Programm“ und echter Transformation.
Und Achtung! Für Führungskräfte geht es auch um mehr deep-dive. Frei nach Hilary Gridley (Whoop): „Führen heißt vormachen“. Die Wirkung: Da die Chefin es nutzt, wird es zum etablierten Standard. Frei nach dem Motto: Die beste KI-Strategie ist immer eine Chefetage, die mitzieht!
Organisation & Strukturen: die Hausaufgaben
Damit aus Ideen echte Wirkung wird, braucht es klare Strukturen für das Stadtwerk 2030. Mein Plädoyer: Gebt Technologien wie KI und Automatisierung einen konkreten Raum. Ein Competence Center kann ein solcher Raum sein. Hier werden in einer hybriden Organisation die Kräfte und Kompetenzen für Automatisierung und KI gebündelt, um die dezentralen Automatisierungsbestrebungen in den einzelnen Abteilungen einer Organisation optimal zu unterstützen und gleichzeitig für Austausch, wechselseitiges Helfen und Enablement in der Breite zu sorgen.
Fazit
Wir müssen nicht jede genaue Positionierung auf der Skill-Matrix für gesetzt annehmen. Aber es stellt zumindest mal eine Einschätzung der Zukunft für Stadtwerke 2030 aus der Perspektive heute dar. Mag sein (oder besser: es ist zu erwarten), dass sich hier in den nächsten Jahren noch einiges verschiebt. Aber aus meiner Sicht ist die Tendenz schon sehr klar: Der erforderliche Skill-Set ändert sich. Massiv und schnell. Be prepared!
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